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Mehr InformationenBei den Neuerscheinungen zu E-Musik gibt‘s von mir nicht so viele Beiträge. Aber Belle Époque, eingespielt vom britischen Violinisten Daniel Hope mit dem Zürcher Kammerorchester und den Pianisten Lise de la Salle und Simon Crawford-Phillips ist mir eine Erwähnung wert. Hope unternimmt hier einen musikalischen Streifzug durch Jahre 1871 bis 1914, vom Ende des Deutsch-Französischen Krieges bis zum Beginn des 1. Weltkrieges.
In diese für damalige Verhältnisse sehr lange Friedenszeit fallen viele Entwicklungen, die den Übergang zur Moderne gesellschaftlich, wissenschaftlich und kulturell ermöglicht oder zumindest beschleunigt haben: In der Wissenschaft die Entdeckung von Röntgenstrahlen und Radioaktivität, Formulierung von Quanten- und Relativitätstheorie, Freuds Grundlagen der Psychoanalyse, in der Musik der Übergang von Spätromantik über Impressionismus zur atonalen Musik, in der bildenden Kunst der Weg vom Impressionismus über Jugendstil zum Kubismus.
Also bewegte und zumindest aus Sicht des Bürgertums auch gute Zeiten (Arbeiter, Handwerker und Bauern haben – als massiv von den Auswirkungen der fortschreitenden Mechanisierung und Industrialisierung Betroffene – wahrscheinlich nicht alle Entwicklungen uneingeschränkt positiv beurteilt).
Das Konzeptalbum soll der wechselvollen Stimmung zwischen nostalgischen Gefühlsregungen und dem zart aufkeimenden Pioniergeist der Moderne Rechnung tragen. Das Programm vereint sehnsuchtsvolle, spätromantische Musik mit impressionistischen Klangwelten und der jungen Avantgarde um Arnold Schönberg und Alban Berg. Im Zentrum steht ein Meisterwerk des französischen Komponisten Ernest Chausson: sein Konzert für Violine, Klavier und Streichquartett. „Für mich verkörpert das Werk viele Merkmale dieser Epoche“, so Hope, „eine sehr sinnliche Tonsprache, aber auch eine tiefe, fast nostalgische Sehnsucht nach der guten alten Zeit.“
Universal Music: Reiche Jahre – Daniel Hope durchstreift die Belle Époque
Man kann das Album von vorne bis hinten durchhören, muss dann aber aufpassen, im reichen Strauß der präsentierten Stücke nicht die Perlen zu überhören. Zu denen zähle ich die Stücke von Schönberg (entstanden vor dessen atonalen Zeit). Um aus der Belle Époque weiter zu gehen (man könnte auch sagen: das Belle zurück in die Realität zu führen) lohnt sich ein Blick auf die Seiten des Wiener Arnold Schönberg Center, auf denen man den Lebens- und Schaffensweg von Schönberg nachlesen und -hören kann.
Wer Daniel Hope mit Stücken aus dem Album live sehen will, hat dazu am 29. Februar Gelegenheit im Prinzregententheater München (und in Folge weiteren Konzerten in Deutschland).